Sonntag 24. August. Eine wunderschöne Morgensonne begrüsst mich und ich freue mich riesig auf diesen Morgen. Pilze sammeln ist angesagt. Ich hole mein Körbchen, welches immer noch da ist, wo ich es vor fast einem Jahr hingestellt habe und auch mein altes schweizer Armeetaschenmesser ist auch noch drin. Keine 30 Minuten später, bin ich schon in meinem geliebten Wald.
Das Gewitter des Vorabends lässt den Wald in einer herrlichen Frische erscheinen. Der Lärmpegel besteht aus dem Rauschen des Wassers eines Bächleins, dem zwitschern vieler Vögel und nicht zu vergessen, dem gebimmele der Kuhglocken, die im Emmenthal allgegenwärtig sind. Endlich einmal Zeit meine Gedanken zu Ende zu führen und mir Lösungen für meine Probleme auszuarbeiten, ohne dass einer da ist, der mir sagt "so nicht" oder der es eh besser weiss. Nur ich bin da mit meinem Kopf voller Gedanken.
Mein Blick ist fokussiert auf das Wesentliche, nämlich auf meine kleinen Freunde die Pilze. Diese sehe ich mitlerweile nicht nur, sondern ich kann sie sogar riechen. Es knistert im Geäst, ein zwei drei Rehe kreuzen meinen Weg und bleiben danach stehen. Ich kann Gedanken lesen. In den Augen des ältesten Tieres sehe ich, dass es keine Angst hat. Sie denken sich sicher: Ach, dass ist ja nur der cicci, der ist OK! Da müssen wir uns nicht fürchten! Tja, wo sind sie denn nun, meine kleinen Freunde? Ausser ein paar rotfüssigen Marronenröhrlingen und Perlpilzen finde ich nichts. Für die Steinpilze ist es wohl noch zu nasskalt. Macht nichts, ich bin mir sicher, wenn nicht jetzt, so werden sie sicher schon bald hervorgucken und mich nächstens in meinem Körbchen begleiten. Also für einen Teller "tagliatelle ai funghi" reichts allemal. Vollgetankt mir frischer Luft, einigen Pilzen und vielen guten Gedanken, mache ich mich auf den Rückweg. Schon bald werden hier nicht mehr nur Rehe und Hasen herumhüpfen. Sicher wird es nächstens von Sonntagsausflüglern nur so wimmeln, die diesen herrlichen Tag geniessen wollen.
Ihr glaubt mir wohl nicht? Macht nichts, dann nehme ich euch nächstes mal einfach mit. Eins muss ich euch aber noch sagen: Wenn ihr mit der Natur sprechen wollt, dann müsst ihr schweigen und zuhören können!
